Die katholische Kirche und der Antifeminismus

Religionen, egal welcher Couleur, glänzen immer wieder mit einer reaktionären und antifeministischen Weltanschauung. Sei es das Gebot zur Bedeckung von Frauen, Ablehnung von Abtreibungen oder generell ein rückständiges Geschlechterverständnis. Diesmal beehren uns die KatholikInnen mit ihrem reaktionären Bullshit.

Gebote (besser gesagt: Bevormundungen) von vorne bis hinten! Als in den 68ern junge Menschen mit den verkrusteten Moralvorstellungen der VorgängerInnengeneration – auch im puncto Sexualität – brachen, rief das natürlich sofort den Vatikan auf den Plan. Mit der Enzyklika Humanae vitae propagierte Papst Paul VI. eine deutliche Ablehnung der emanzipatorischen Bestrebungen, indem er sich für ein klares „Nein“ im Hinblick auf jede Art der Verhütung aussprach. Am 25. Juli wird dieses Dokument 50 Jahre alt und wird in religiös-fundamentalistischen Kreisen in Erinnerung gerufen.

So unterzeichneten 500 Priester in Großbritannien eine Erklärung zur Unterstützung der Enzyklika Humanae vitae und 200 Jugendliche setzten ein Schreiben auf, in welchem sie darlegen: „Im Herzen der Keuschheit steht die einfache aber revolutionäre Idee, dass wir für die Liebe geschaffen sind und dass die Sexualität uns geschenkt wurde, um diese Berufung zu erfüllen. Daher ist ‚das verheiratete Paar ein Bild Gottes‘ wie Papst Franziskus sagt.“ Darauf kann man nur antworten: Holt schnell den Exorzisten. Die armen Kinder!

Ein staubiges Buch, in dem ein angeblicher Gott Menschen mit Plagen straft, weil er eine Wette mit dem Teufel gewinnen will, kann kein moralischer Kompass sein. Genauso wenig kann das Wort von alten, weißen Männern über Sexualität, die zölibatär leben sollen, auch nur annähernd lebensnah sein.

„Empfängnisverhütung – Eine Kultur des Todes“ …

… so äußerte sich Churer Bischof Vitus Huonder. Sexualität sei nur in der Ehe legitim und jede „künstliche“ Form der Verhütung entfremde Sex im Sinn der gegenseitigen Liebe und Offenheit des Paares für ein neues Leben.
Würden Sexualität und Fortpflanzung nicht zwingend als zusammengehörig betrachtet, führe dies zu einer Destabilisierung der Institutionen Ehe und Familie, degradiere Frauen, weil Männer sie angeblich nicht mehr als gleichwertige Partnerinnen annehmen würden und zudem sei die demografische Situation besorgniserregend.

Wovor die katholische Kirche wirklich Angst hat, ist, dass sie weiter Einfluss einbüßen muss und Menschen ein Leben frei von ihren hinterwäldlerischen Aufforderungen leben können. Sie hat Angst davor, dass sie nicht mehr gebraucht wird, falls man im Kontext von Kirchen überhaupt von „brauchen“ sprechen möchte.

Besonders für Frauen sind diese Ansichten besonders schlimm, da sie sie in ihrer Autonomie und Sexualität beschneiden. Verhütung und der Zugang zu Abtreibungen ist ein Gewinn in Bezug auf die emanzipatorischen Bestrebungen einer freien Gesellschaft, denn sie erlauben Frauen Autonomie über ihren Körper und eigene Lebensgestaltung. Doch das darf für die Kirche nicht sein. Sie ist in ihrem Kern antifeministisch ausgerichtet. Die „Ursünde“ war die Schuld der Frau. Aufgrund ihres Schöpfungsmythos brandmarkt der Katholizismus auf ewig alle Frauen als „sündig“.

Im Angesicht des gesellschaftlichen Backlash gewinnen auch religiös konnotierte reaktionäre Weltanschauungen immer stärker an Rückenwind wie eben z.B. die Pro Life Bewegung.

Was in den letzten Jahrzehnten für Frauenrechte und Geschlechtergleichheit erreicht worden ist, ist fragil und umkehrbar. Deshalb müssen wir es verteidigen, sei es gegen die AfD, gegen religiöse Institutionen oder jeglichen anderen reaktionäre Krafte.

Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!

[Sophie Rot]