Demobericht Dritter Weg in Plauen 29.10 2018

Am 29. Oktober 1938 deportierten die Nazis in der sogenannten Polenaktion in ganz Deutschland etwa 17.000 jüdische Personen. In Plauen waren etwa 85 Personen betroffen. 80 Jahre später laufen die Neonazis vom Dritten Weg durch die Stadt und halten einen Fackelmarsch. Als die Genehmigung dieses Marsches bekannt wurde hat man aus Sicherheitsgründen eine Gedenkveranstaltung abgesagt. Die Nazis konnten im Vorfeld einen Sieg einfahren.

An einem kalten und nebeligen Montagabend finden sich etwa 120 bis 130 Personen ein. Davon sind etwa 80 direkt dem gewalttätigen Neonazispektrum zuzuordnen, der Rest sieht bürgerlich aus. Der Gegenprotest, verteilt auf zwei Kundgebungsorte an der kurzen Strecke und am Endpunkt, kommt auf etwa 400 Personen. Hier gedenkt man der deportierten Jüdinnen und Juden, verliest Name, Alter und Adresse aller betroffenen Menschen. In den Redebeiträgen wird auf die sächsischen Verhältnisse verwiesen, auf das Agieren der CDU-geführten Landesregierungen und deren Relativierungen.

Bei den Nazis gibt es nichts Spannendes zu vernehmen. Es gibt ein Best-Of aktueller rechtsradikaler Positionen zu hören: Krieg gegen die Völker Europas, Merkelregime, Deutschland den Deutschen, Asylflut, Volksverräter, Umvolkung. Hat man alles schon unzählige Male gehört. Von dem Datum der Judendeportation hat man angeblich nichts gewusst und marschiert ganz zufällig an einem Montag auf und nicht am Samstag oder Sonntag. Zu berichten gibt es wirklich nichts, außer das einem von der fast halbstündigen Schlussrede irgendwann die Ohren bluteten und man sich minütlich dümmer vorkam.

Und das wars dann auch. Es gab ein unter den Umständen würdiges Gedenken an die deportierten Juden und die Nazis konnten ungestört ihre kurze Route laufen.

(Laura Stern)