Religionskritik vs. Gläubigenbashing

Zum linken Selbstverständnis gehört auch immer Religionskritik. Von Kant über Marx bis zu Adorno haben alle die Religionen an sich kritisiert. Was davon zu unterscheiden ist, ist das stumpfe Pauschalisieren der Gläubigen, wie es auch gerne von Rechten getan wird.

Jede Religion hat einen Herrschaftsanspruch inne. Sie fühlt sich als einzige dazu berufen die Wahrheit zu verkündigen. In der Vergangenheit gab es bereits dazu blutige Schlachten und Auseinandersetzungen. Sie stritten sich also darum, wessen nicht-beweisbare Gottheit realer war. Darüber übersahen sie dann auch ganz gerne mal die Gemeinsamkeiten z.B. bei den abrahamitischen Religionen.

Jede Religion unterdrückt wegen des ihnen immanenten Wahrheitsanspruches Gegenstimmen. So war es im Mittelalter in der christlichen Welt, wo die Wissenschaft nur okay war solange sie nicht dem Weltbild der Kirche widersprach und die Hexenverfolgung aufgrund der sexistischen Einstellung der Kirchenoberhäupter erst ermöglicht wurde. Heutzutage sind in fundamentalistisch islamistischen Staaten die Frauenrechte eingeschränkt und Homosexuelle werden verfolgt und getötet. Religionen werden immer weiter Schaden anrichten. In Indien sorgt das Kastensystem nach wie vor Diskriminierungen. Der strafende Gott des alten Testaments, der zwar Inzucht, Zwangsheirat und Vielehe befürwortet aber wegen der Verbrechen der Menschheit eine große Sintflut kommen lässt.

Nicht nur in den oben beschriebenen Religionen kommt so etwas vor. Auch in dem vom Westen als „harmlos“ wahrgenommen Buddhismus gibt es Terroristen. Religionen als solche wollen nun mal ihre Sichtweise durchsetzen, bei besonders Fanatischen greifen sie dann halt auch zur Gewalt gegen Unschuldige. In Syrien richtet der IS Homosexuelle hin und in Amerika bringen christlich motivierte Pro-Life-Aktivist*innen Sprengsätze an Abtreibungskliniken an. Die Menschheit ist grausam und durch Religionen verstärkt sich der Hass nochmal.

Religionen sind daher grundsätzlich antiemanzipatorisch. Zwar geben sich Religionen oder zumindest Teilbündnisse davon wie beim Islam tolerant, versuchen aber nur so ihren eigenen Status Quo zu wahren. Bestandserhaltung statt Missionierung ist derzeit halt angesagt. Daher sind auch große Teile der Linken neutral gegenüber den Gläubigen, solange sie nicht fanatisch und/oder missionarisch unterwegs sind. Der Religion in ihrer institutionalisierten Form sind sie jedoch skeptisch gegenüber eingestellt.

Das langfristige Ziel von Linken kann nur die „Erziehung zur Mündigkeit“ sein. Dies beinhaltet auch die Loslösung von allen Religionen und die Übernahme eines wissenschaftlich-dialektischen Weltbilds. Nicht umsonst heißt es „Kein Gott, Kein Staat“. Früher funktionierte die Religion als moralischer Leitfaden und zur Erklärung der Welt, die damals nicht verstanden wurde. Letzteres hat die Wissenschaft bereits getan und sie wird auch weiterhin der Welt und dem Universum ihre letzten Geheimnisse nehmen. Für ersteres hat man noch nie eine Gottheit gebraucht, für die autoritäre Durchsetzung dessen schon. An dieser Stelle haben jedoch bereits längst andere Theoretiker*innen angesetzt und eine vernunftsbasierte moralische Alternative geschaffen. Dafür wird keine „Lichtgestalt“ mehr benötigt.

Die befreite Gesellschaft ist das Ziel. Dafür braucht es keinen Allah, keinen Buddha, keinen Jehova. Religion hem